Der Charakter der Russisch Blau
Die Russisch Blau gibt sich gerne wie eine Diva: Anfangs erscheint sie unnahbar, etwas arrogant und eigensinnig. Umso faszinierender ist es, wenn man sie näher kennenlernt. Erst dann zeigt sie ihre andere Seite. Diese ist sehr liebevoll, verschmust, anhänglich und verspielt. Vor allem einem „Lieblingsmenschen“ wird diese besondere Art zu Teil. Doch auch dieser kann sich nicht darauf verlassen, denn die Russisch Blau ist etwas wankelmütig. Hat sie gerade keine Lust auf eine Schmusestunde, sollte das akzeptiert werden. Zehn Minuten später kann dies schon wieder ganz anders aussehen und sie streift einem schnurrend um die Beine. Das ist das faszinierende an ihr: Man weiß nie genau, was als nächstes kommt. Sie ist täglich aufs Neue ein kleines Überraschungspaket, mit dem einem nie langweilig wird. Das gilt vor allem für Kitten der Russisch Blau, die richtige kleine Wildfänge sind. Erst im Alter von ein bis zwei Jahren kommt immer mehr ihre ruhige, unaufdringliche und sanfte Art zum Vorschein.
Geschichte der Russisch Blau
Der Name verrät ihre Herkunft, aber exakt lässt sich ihr Ursprung nicht nachweisen. Die ersten Zuchttiere sollen gegen Mitte des 19. Jahrhunderts aus der Stadt Archangelsk über den Seeweg nach England gekommen sein. Doch schon viel früher waren die Menschen auf diese besonderen Katzen mit ihrem dichten, doppelschichtigen Fell aufmerksam geworden, was zu ihrem Verhängnis wurde. Die Wikinger machten Jagd auf sie und gönnten sich edle Pelzkrägen. Glücklicherweise änderten sich die Zeiten wieder und kehrten sich ins Gegenteil um.
1830 - 1850
Plötzlich mauserte sich die Russisch Blau zum begehrten Objekt in Adelshäusern. Der russische Zar Nikolaus I. war ein großer Fan dieser Rasse. Er hielt gleich mehrere dieser Tiere an seinem Hof und verschenkte sie gelegentlich an auserwählte Personen wie zum Beispiel die Königin von England. Deren Sohn war von den Russisch Blau Katzen so fasziniert, dass er den Vorsitz in einem neu gegründeten Verein übernahm.
20. Jahrhundert
Während der beiden Weltkriege erlebte die Russisch Blau einen deutlichen Rückgang ihres Bestands, so dass zur Aufrechterhaltung der Zucht teilweise auf Blue-Point Siamkatzen zurückgegriffen wurde. Doch dadurch ging unter anderem ihre spezielle Fellstruktur immer weiter verloren. In den 60er Jahren kam man davon wieder ab, allerdings entwickelten sich im Zuge dessen drei leicht unterschiedliche Varianten der Russisch Blau – eine englische, amerikanische und skandinavische, was bezüglich eines großen Genpools nicht von Vorteil war und ist. Glücklicherweise gibt es bislang dennoch keine nennenswerten, vererbbaren Krankheiten.
Rassemerkmale der Russisch Blau
Zwar ist das blaue Fell der Russisch Blau eins ihrer Charakteristika, doch das gilt auch für die Korat, die Kartäuser und die blaue Variante der Britisch Kurzhaar. Die Russisch Blau hat allerdings grüne Augen, die Korat keine Unterwolle und die Britisch Kurzhaar ist gedrungener und rundlicher. Einzigartig bei der Russisch Blau ist ihr Fell: Es ist kurz, liegt aber nicht flach an, sondern steht ab und ist plüschig weich. Der Grund dafür ist, dass ihre Unterwolle genauso lang wie ihr Deckhaar ist. Dieses ist an den Haarspitzen farblos, wodurch das Licht in besonderer Weise gebrochen wird und dazu führt, dass das Fell leicht silbern schimmert. Grundsätzlich soll es eine möglichst gleichmäßige Farbe aufweisen, am Besten ein mittleres Blaugrau, wobei hellere und dunklere Varianten auch erlaubt sind. Ganz genau lässt sich dies bei Kitten noch nicht vorhersehen, da sie häufig eine leichte Zeichnung (Tabby-Muster) aufweisen, welches sich erst nach einigen Monaten auswächst.
Die Russisch Blau macht einen graziösen Eindruck, welcher sich aus ihrem schlanken, langen Körper und ihren langen Beinen ergibt. Sowohl ihre Augen wie auch ihre Ohren sind relativ groß, ihr Schnurrhaarkissen ist stark betont und ihr Hals lang und gerade. Als fehlerhaft wird gewertet, wenn der Körper zu orientalisch oder zu gedrungen ausfällt, das Fell flach anliegt, eine Tabbymusterung beibehält oder nicht rein blau ist
lang, graziös
3 - 6,5 kg
dicht, fein
blaugrau
grün
Die Haltung einer Russisch Blau
Im Prinzip ist die Haltung völlig unkompliziert, doch sollte einem klar sein, dass die Russisch Blau ihren eigenen Kopf hat und diesen auch durchsetzt. Wer sich eine Katze wünscht, die zum Beispiel zum Kuscheln kommt, wann immer man es sich wünscht, der könnte von der Russisch Blau enttäuscht sein. Wer dagegen bereit ist, sich auf diese interessante Rasse einzulassen und sich immer wieder aufs Neue überraschen zu lassen, wonach ihr gerade ist, für den ist eine Russisch Blau Katze ideal. Sie verhält sich grundsätzlich sehr ruhig und zurückhaltend, ist also für eine reine Wohnungshaltung bestens geeignet. In verkehrsarmen Gegenden ist es normalerweise auch kein Problem, ihnen Freilauf zu gewähren. Zu weit entfernen sie sich selten, da sie ihr Zuhause lieben und spätestens beim Rascheln der Futterdose wieder zurückkehren.
Sollte kein Freilauf möglich sein, der ihnen Abwechslung bietet, dann sollte die Inneneinrichtung interessant gestaltet sein: Dafür eignet sich in erster Linie ein Kratzbaum mit verschiedenen Ebenen, aber auch zusätzliche Kuschelhöhlen, Ablageflächen auf dem Fensterbrett und Katzenspielzeug. Besonders wichtig sind der Russisch Blau jedoch ihre Sozialkontakte. Ideal ist ein Artgenosse, mit dem sie tagein tagaus plaudern, spielen und raufen kann. Und dann ist da noch „ihr Mensch“. Sie liebt eine sehr innige Beziehung zu ihrem Halter, der keinen Tag auslassen sollte, ohne sich für einen nicht zu kurzen Zeitraum ausnahmslos mit ihr zu beschäftigen. Das macht die Russisch Blau zufrieden und glücklich.
Die Ernährung der Russisch Blau
Um beste Voraussetzungen für ein gesundes Leben zu schaffen, sollte die Russisch Blau ein hochwertiges Futter mit hohem Fleischanteil erhalten, denn Katzen sind von Natur aus Fleischfresser. Da sich die Bedürfnisse im Laufe eines Katzenlebens ändern, empfiehlt es sich, auf spezielles Futter für Kitten, erwachsene Tiere und Seniorenkatzen zurückzugreifen: Kitten sind sehr verspielt und benötigen einen hohen Proteinanteil zum Aufbau von Muskelmasse und Körpersubstanz. Kittenfutter weist daher eine andere Zusammensetzung auf wie zum Beispiel ein Seniorenfutter.
Russisch-Blau-Kitten sollten mindestens vier Rationen pro Tag erhalten, um den Verdauungsapparat nicht zu sehr zu belasten. Im weiteren Verlauf des ersten Lebensjahres können die Rationen auf zwei bis drei Mahlzeiten verteilt werden. Kittenfutter sollte ungefähr bis zum Erreichen des ersten Lebensjahres verabreicht werden. Ist schließlich aus diesem oder einem anderen Grund ein Futterwechsel geplant, dann nehmen Sie diesen sehr behutsam vor: Mischen Sie täglich einen immer größer werdenden Anteil des neuen Futters unter das gewohnte, um die Katze nicht mit einer abrupten Umstellung zu konfrontieren.