Hunde alleine lassen

Nicht immer kann man seinen Hund mitnehmen. Wir zeigen dir, wie du dafür sorgen kannst, dass dein Hund nicht unter dem Alleinsein oder Trennungsangst leidet!

So klappt das allein bleiben beim Hund

Keine Panik beim Alleinbleiben

Jeder Hundehalter schätze sich glücklich, dessen Hund es schafft, völlig entspannt eine Weile allein zu bleiben. In dem Fall hat im Vorfeld sicher eine verantwortungsbewusste Erziehung stattgefunden, die dem Hund jeglichen Stress nehmen konnte. Leider gibt es dennoch viele Hunde, die unter dem Alleinsein stark leiden, was nicht nur die Hunde sondern auch deren Halter sehr belastet. Doch wie kann man diesem Problem vorbeugen, damit beiden - Herrchen und seinem Vierbeiner - diese Leiden erspart bleiben?

Schrittweises Training von Anfang an

Das A und O bei der Vorbeugung liegt - ganz gleich bei welcher Rasse, Mischung oder "Nerventyp" - im schrittweisen, kontinuierlichen Training. Dabei solltest du beachten, anfangs nicht jede Minute mit deinem jungen Hund zu verbringen - denn so würdest du das Wartetraining vernachlässigen. Keine Hundemutter der Welt würde ihre gesamte Zeit mit ihrem Welpen im Abgabealter verbringen. Als würdiger Nachfolger solltest du dir daran ein Beispiel nehmen und mit kleinen alltäglichen Dingen das Wartetraining beginnen.

Allein bleiben - Übungen für Welpen

Wie bereits erwähnt, sollte das Alleinsein von Anfang an in kleinen Schritten bereits im Welpenalter trainiert werden, sodass Trennungsängste erst gar nicht entstehen. Die ersten Übungen beginnen im Haus: Jeder Welpe hat das Bedürfnis, Frauchen oder Herrchen instinktiv überall hin zu folgen. Diesem Bedürfnis sollte in den ersten Wochen auch zumeist nachgegeben werden, stärkt es doch die Bindung und das Vertrauen zum Besitzer. Allerdings ist es ratsam, bereits von Beginn an kleine Trennungsphasen einzubauen. Starte mit einem kurzzeitigen Verlassen des Raums. Schließe die Tür hinter dir, zähle bis drei und kehre zum Hund zurück. Ganz wichtig ist, dem Hund weder beim Verlassen, noch bei der Ankunft Beachtung zu schenken und die Trennung als selbstverständlich zu suggerieren.

Achte darauf, dass du niemals zu deinem Hund zurückkehrst oder ihm Aufmerksamkeit schenkst, wenn er jammert. Natürlich ist es herzerweichend, wenn ein Welpe nach seiner Bezugsperson weint, doch das Schenken von Beachtung in einem solchen Moment führt nur dazu, dass sich das Hundekind in seinen Ängsten bestätigt fühlt und sich der Leidensdruck in Zukunft immer weiter steigern wird. Belohne deinen Hund auch nicht dafür, dass er brav gewartet hat. Ansonsten gerät er in eine entsprechende Erwartungshaltung und ist noch gespannter auf deine Rückkehr.

Trennungsphasen langsam steigern

Sobald dein Welpe kurze Trennungsphasen problemlos annimmt, kannst du diese nach und nach verlängern. Variiere die Länge unregelmäßig, da dein Hund ansonsten die Trainingssituation als solche wahrnimmt. Verlagere dann das Training auch nach draußen und verlasse das Haus. Gehe dabei genauso vor, wie beim Training innerhalb der Wohnung, mit Ausnahme, dass du die typischen Schlüsselreize des Weggehens immer mit einbindest: Zieh deine Jacke an, nimm Schlüssel und ggf. Handtasche etc. Es muss für den Hund echt wirken! Auch hierbei verlaufen Gehen und Ankommen völlig emotionslos. Beachte den Hund nicht weiter und begrüße ihn, wenn überhaupt, erst dann, wenn er nach der Wiedersehensfreude wieder völlig ruhig und entspannt ist. Wenn du auch bei dieser Übung nach und nach deine Abwesenheitsdauer steigerst, hast du schon bald einen Hund, der problemlos mal ein paar Stunden allein sein kann.

Hilfe für Hunde mit Trennungsangst

Wenn ein Hund das Alleinsein als Welpe nie gelernt hat, wird das Training im Erwachsenenalter wesentlich schwieriger. Besonders bei Hunden mit Trennungsangst ist extrem viel Geduld, Konsequenz und Verständnis gefragt und in einigen Fällen kann auch das intensivste Training nichts mehr ausrichten. Grundsätzlich ist der Übungsaufbau aber mit dem oben beschriebenen identisch, es müssen allerdings bestimmte Nuancen beachtet werden.

Trainingsschritte gegen die Trennungsangst

Wie bereits erwähnt, ähnelt das Training mit angstbehafteten Hunden dem mit Welpen. Hierbei spielen allerdings die klassischen Schlüsselreize eine weitaus bedeutendere Rolle. In aller Regel weiß der Hund bereits, was es bedeutet, wenn seine Bezugsperson die Schuhe anzieht und Mantel und Schlüssel zur Hand nimmt. Er muss also zunächst gegen diese Reize bewusst abgestumpft werden. Vollziehe dein übliches Ausgeh-Ritual immer und immer wieder, ohne dass du tatsächlich das Haus verlässt und die Befürchtungen deines Hundes erfüllt werden. Häufiges Wiederholen heißt in diesem Falle leider nicht nur fünfmal am Tag, sondern dutzende Male (was natürlich an manchen Tagen unrealistisch ist). Trotzdem sollten es so viele Trainingseinheiten wie möglich sein.

Erst wenn dein Hund gelangweilt zu dir sieht, wenn du wieder einmal deine Jacke überwirfst, hast du den ersten richtig großen Erfolg erzielt. Nun kannst du beginnen, die Wohnung sekundenweise zu verlassen. Auch hierbei zählt wieder: Kein Kommentar und keine Belohnung beim Gehen und Ankommen! Steigere die Zeit deiner Abwesenheit langsam und trainiere für den Hund unvorhersehbar. Es ist durchaus sinnvoll, den Trainingsstand immer mal wieder mithilfe einer Kameraaufzeichnung zu überprüfen. Oft schwierig durchführbar aber für den Trainingserfolg essentiell ist die Regel, dass dein Hund außerhalb der Trainingseinheiten niemals allein sein darf. Ansonsten fällt er zurück in alte Muster und jeder noch so kleine Fortschritt wird wieder zerstört.

Kleine Hilfen zur Ablenkung

So kontraproduktiv Belohnungen nach der Rückkehr sind, so hilfreich können diese während deiner Abwesenheit sein. Sie können das Alleinsein deines Hundes mit etwas ganz Besonderem verknüpfen: Gib ihm einen besonderen Kauartikel oder sein Lieblingsspielzeug, mit dem sich der Hund über einen längeren Zeitraum beschäftigen kann. Eine gute Ablenkungsmöglichkeit bietet auch ein gefüllter Kong. Je nach Rezept kann sich ein Hund damit über mehrere Stunden hinweg befassen. Behalte immer im Hinterkopf, dass eine gewisse Verletzungsgefahr besteht, wenn sich ein Hund ohne Aufsicht mit Spielzeug oder Kauartikeln beschäftigt. Ob für dich und deinen Hund die Gefahr oder der Nutzen höher sind, musst du im Einzelfall entscheiden.

Trennungsangst oder Kontrollverlust?

Da sich die Reaktionen in beiden Fällen ähneln, sind sie nicht leicht zu unterscheiden. Im Fall Kontrollverlust sieht sich der Hund selbst in der Verantwortung, auf seinen Menschen aufzupassen und ist frustriert, wenn er dieser Aufgabe nicht nachkommen kann. Mit Trennungsangst hat dieses Empfinden allerdings nichts zu tun. Springt dein Hund dich, wenn du das Haus betrittst, mit Wucht an und zeigt keine Beschwichtigungssignale wie einen abgesenkten Kopf, zurückgenommene Ohren oder eine tief stehende Rute, maßregelt er dich dafür, dass du ihn verlassen habst und er die Kontrolle über dich verloren hat! Auch im Alltag ist dann der Hund oft derjenige, der die Entscheidungen trifft, der den Menschen durch sein Verhalten in der Bewegung einschränkt und ihm ständig hinterherläuft.

Echte Trennungsangst erkennen

Ein wichtiges Indiz zum Erkennen einer Trennungsangst ist auch hier das Verhalten bei der Rückkehr des Menschen nach Hause. Begrüßt dein Hund dich mit abgesenktem Kopf, angelegten Ohren und tief gehaltener Rute und kriecht an dir hoch, um dir das Gesicht zu lecken, zollt er dir Respekt. Ein solcher Hund leidet, wenn er nicht alleine bleiben kann, mit hoher Wahrscheinlichkeit an Trennungsängsten.

Es gibt aber noch weitere Anzeichen, die für Verlustängste sprechen. Beobachte deinen Hund, nachdem du angekommen bist. Gestresste Hunde haben eine erhöhte Körpertemperatur, die du mit bloßer Hand erfühlen kannst, sie hecheln, zittern oder speicheln stark. Auch wenn dein Hund nach deiner Rückkehr erschöpft ist, ist dies ein Signal dafür, dass er während deiner Abwesenheit unter Dauerstress stand. Um deine Annahme zu bestätigen, können di deinen Hund mit einer Kamera aufzeichnen wenn du außer Haus bist. Bewacht der Hund die Tür oder kratzt daran, läuft er rastlos umher oder winselt und bellt er (das Bellen geht häufig in einen Jaulton über), sind das klare Symptome für eine ausgeprägte Trennungsangst.

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