FIP bei Katzen
Die Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) ist eine gefürchtete Viruserkrankung, die vor allem bei jungen Katzen auftritt. Sie entsteht durch eine Mutation des weit verbreiteten felinen Coronavirus und galt lange Zeit als unheilbar. Dank neuer antiviraler Medikamente gibt es heute erstmals echte Heilungschancen. Wir zeigen dir, auf welche Symptome du achten solltest, wie die Diagnose erfolgt und mit welchen Medikamenten eine Behandlung von FIP durchgeführt werden kann.

- Was ist FIP?
- Symptome bei FIP
- Ist FIP ansteckend und wie erfolgt die Übertragung?
- Wie erfolgt die Diagnose beim Tierarzt?
- Wie ist der Krankheitsverlauf von FIP?
- Lebenserwartung einer an FIP erkrankten Katze
- Welche Behandlung erfolgt bei FIP?
- Ist eine Impfung möglich und wie sinnvoll ist sie?
- Was kann ich als Katzenhalter vorbeugend gegen FIP tun?
Was ist FIP?
Die Abkürzung FIP steht für Feline Infektiöse Peritonitis. Dabei handelt es sich um eine schwere, meist tödlich verlaufende Viruserkrankung bei Katzen. Sie entsteht durch eine Mutation des relativ harmlosen felinen Coronavirus bei Katzen (FCoV). Dieses kommt bei Katzen sehr häufig vor (zu ca. 60 bis 70 Prozent). Es tritt besonders in Mehrkatzenhaushalten, Tierheimen oder Zuchten auf. Das Coronavirus verursacht zumeist nur milde Durchfallerkrankungen bei Katzen. Allerdings kann es in 5 bis 10 Prozent der Fälle im Körper einer Katze zu FIP mutieren.
Erst diese Mutation zur Felinen Infektiösen Peritonitis macht das Corona-Virus gefährlich. Es kann dann das Immunsystem attackieren und eine systemische, chronisch-entzündliche Erkrankung auslösen. Besonders gefährdet sind junge Katzen zwischen sechs Monaten und knapp zwei Jahren sowie ältere Tiere ab etwa 14 Jahren. Die Krankheit betrifft sowohl Hauskatzen als auch Wildkatzen und ist weltweit verbreitet.
Symptome bei FIP
Die Symptome von FIP sind leider sehr vielfältig und können völlig unspezifisch beginnen. Die Problematik ist daher, es frühzeitig zu erkennen, um darauf reagieren zu können.
Zu den allgemeinen Anzeichen zählen:
- Fieber, das auf Medikamente kaum anspricht
- Appetitlosigkeit mit entsprechendem Gewichtsverlust der Katze
- Abgeschlagenheit, Apathie, Lethargie
- Ungepflegtes Fell
- Katzenschnupfen und tränende Augen
- Blutarmut
Im Verlauf der Krankheit bzw. bei näherer Betrachtung unterscheiden Tierärzte zwei Hauptformen der Erkrankung, die sich in ihren Symptomen unterscheiden. Welche Form auftritt, hängt von der Immunantwort der Katze ab. Möglich sind auch Überschneidungen.
Feuchte FIP:
- Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum (Bauchwassersucht), die zu einem stark vergrößerten Bauchumfang und Bauchschmerzen führen kann.
- Seltener tritt eine Flüssigkeitsansammlung im Brustraum auf, die Atemnot zur Folge haben kann.
Trockene FIP:
- Knoten- und Entzündungsherde in verschiedenen Organen (Leber, Nieren, Darm, Lymphknoten, Gehirn, Augen).
- Symptome sind im Anfangsstadium für den Tierhalter schwer zu erkennen bzw. zuzuordnen. Es können neurologische Symptome (z. B. Krampfanfälle, Bewegungsstörungen, Verhaltensänderungen) sowie Augenerkrankungen auftreten.
Oft treten Mischformen auf, bei denen Symptome beider Varianten kombiniert sind. Die Krankheit kann sich schleichend über Wochen oder sehr schnell innerhalb von Tagen entwickeln.
Ist FIP ansteckend und wie erfolgt die Übertragung?
Das ursprüngliche Feline Coronavirus (FCoV) ist hoch ansteckend und wird hauptsächlich über den Kot ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt vor allem durch direkten Kontakt, zum Beispiel aufgrund einer gemeinsam benutzten Katzentoilette. Eine Ansteckung kann auch über Futternäpfen oder durch kontaminierte Gegenstände erfolgen. Zudem können Speichel, Nasensekret und in sehr seltenen Fällen sogar der Mensch als Überträger in Frage kommen. Besonders in Mehrkatzenhaushalten ist das Risiko einer Ansteckung hoch –bis zu 80 Prozent der Katzen können dort bisweilen Träger sein. Die meisten Tiere haben damit aber kein Problem und zeigen keine Symptome oder lediglich leichte Magen-Darm-Beschwerden.
Gefährlich wird es erst, wenn das Coronavirus zur FIP-Variante mutiert (in etwa 5 bis 10 Prozent der Fälle). Dieses ist nicht direkt von Katze zu Katze übertragbar – nur das harmlose Coronavirus wird weitergegeben. Dieses können infizierte Katzen über lange Zeit ausscheiden, auch ohne selbst krank zu sein. Eine Übertragung auf andere Tierarten oder den Menschen ist nicht bekannt.
Wie erfolgt die Diagnose beim Tierarzt?
Die Diagnose von FIP kann für Tierärzte eine große Herausforderung darstellen, da es keinen eindeutigen Test gibt. Sie basiert auf der Kombination von Symptomen, Laborbefunden und bildgebenden Verfahren. Eine hundertprozentige Sicherheit ist meist nur durch eine Gewebeuntersuchung möglich, die aber selten durchgeführt wird.
Bei einem Verdacht erfolgt eine gründliche Anamnese, in der der Katzenhalter die aufgetretenen Symptome schildert. Anschließend werden klinische Untersuchungen vollzogen. Häufige Schritte sind:
Blutuntersuchung:
Typisch sind erhöhte Entzündungswerte, Blutarmut, veränderte Eiweißwerte (erhöhtes Gesamteiweiß) sowie veränderte Leber- und Nierenwerte.
Körperliche Untersuchung:
Bei der feuchten FIP kann sich beim Hochheben der Katze eine birnenförmige Ausstülpung des Bauchraums zeigen.
Ultraschall und Röntgen:
Diese ermöglichen einen Nachweis von Flüssigkeit im Bauch- oder Brustraum sowie Veränderungen an Organen.
Punktion:
Entnahme und Untersuchung von Flüssigkeit aus dem Bauch- oder Brustraum (gelblich, fadenziehende Flüssigkeit mit hohem Eiweißgehalt).
Virologische Tests:
Nachweis von FCoV-Antikörpern oder Virus-RNA (Erbmaterial) im Blut oder Gewebe. Ein positives Ergebnis beweist aber nicht FIP, da viele Katzen Träger von Coronaviren sind.
Wie ist der Krankheitsverlauf von FIP?
FIP kann unterschiedlich schnell verlaufen. In der Regel beginnt die Erkrankung mit unspezifischen Symptomen wie Fieber und Appetitlosigkeit. Im weiteren Verlauf treten – je nachdem, ob es sich um die trockene und/oder feuchte Variante handelt – Flüssigkeitsansammlungen, Organschäden, neurologische Ausfälle oder Augenveränderungen auf. Die feuchte Form schreitet meist rascher voran und führt in der Regel innerhalb weniger Tage bis Wochen zu einem sehr schlechten Zustand. Die trockene Form kann sich über Wochen bis Monate entwickeln und zeigt oft wechselnde Symptome, je nachdem, welche Organe betroffen sind.
Unbehandelt endet FIP fast immer tödlich, da die Entzündungsreaktionen zu Organversagen führen. Mit neuartigen Therapien kann der Verlauf heute jedoch deutlich gebremst oder sogar gestoppt werden.
Lebenserwartung einer an FIP erkrankten Katze
Ohne Behandlung verläuft FIP in fast allen Fällen innerhalb weniger Wochen nach Ausbruch der Symptome tödlich. Die Lebenserwartung hängt von der Form der Erkrankung, dem Allgemeinzustand der Katze, der Schnelligkeit der Diagnosestellung und medikamentösen Behandlung ab. Mit den neuen antiviralen Medikamenten (z. B. GS-441524) sind Heilungen möglich, insbesondere wenn die Therapie früh beginnt. Erste Tests zeigen, dass viele Katzen nach der Behandlung wieder ein normales Leben führen können.
Welche Behandlung erfolgt bei FIP?
Die Behandlung von FIP hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Während bis vor kurzem nur eine palliative Versorgung möglich war, gibt es heute erstmals eine Therapie:
- Antivirale Medikamente:
Der Wirkstoff GS-441524 (und das verwandte Remdesivir) hemmt die Virusvermehrung und gilt als Durchbruch in der FIP-Therapie. Die Behandlung dauert ca. 12 Wochen und erfolgt oral oder per Injektion. Studien zeigen Heilungsraten von 80 bis 90 %, besonders bei frühzeitiger Anwendung. In Deutschland ist GS-441524 inzwischen legal über Tierärzte erhältlich. - Therapiekontrollen:
Während der Therapie sind regelmäßige Blutuntersuchungen und Kontrolltermine notwendig, um den Verlauf zu überwachen. - Weitere Maßnahmen:
Je nach Zustand der Katze werden Schmerztherapien und die Behandlung von Begleiterkrankungen ergänzt.
Die Prognose ist heute wesentlich besser als noch vor wenigen Jahren. Viele Katzen können nach erfolgreicher Behandlung wieder ein normales Leben führen.
Ist eine Impfung möglich und wie sinnvoll ist sie?
Es existiert ein Impfstoff gegen FIP, der jedoch nur sehr eingeschränkt wirksam ist. Die Impfung soll die Infektion mit Coronaviren verhindern, bietet aber keinen verlässlichen Schutz gegen die gefährliche Mutation zur FIP-Variante. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) rät von der Impfung ab. Sie schütze nicht zuverlässig und ist bei bereits infizierten Katzen wirkungslos. In der Praxis spielt die FIP-Impfung daher keine Rolle.
Was kann ich als Katzenhalter vorbeugend gegen FIP tun?
Eine hundertprozentige Vorbeugung gegen FIP ist nicht möglich, da die Mutation des Virus im Körper der Katze mehr oder weniger zufällig erfolgt. Dennoch können Katzenhalter das Risiko einer Erkrankung durch folgende Maßnahmen deutlich senken:
- Hygiene:
Regelmäßige Reinigung von Katzentoiletten, Futternäpfen und Liegeplätzen. - Stress vermeiden:
Eine Mehrkatzenhaltung sollte homogen ablaufen. Alltagsstress sollte so gut es geht von Katzen ferngehalten werden. - Stärkung des Immunsystems:
Ein hochwertiges Katzenfutter und regelmäßige tierärztliche Vorsorge sind förderlich für die Gesundheit einer Katze. - Auf Symptome achten:
Bei ersten Anzeichen wie Fieber, Appetitlosigkeit oder Gewichtsverlust frühzeitig den Tierarzt aufsuchen.



