So beschäftigst du deinen Hund artgerecht

Um einen Hund geistig und körperlich auszulasten, gibt es je nach Vorliebe von Mensch und Hund die verschiedensten Beschäftigungsmöglichkeiten. Wir zeigen dir ein paar davon!

Beschäftigungsmöglichkeiten mit Hund

Kreative Beschäftigung mit Hund

Um eine für deinen Hund passende Beschäftigungsform zu finden, solltest du zunächst einmal betrachten, für welche Zwecke diese Rasse gezüchtet wurde. Hunde, die bei der Jagd Wild aufstöbern sollen, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit viel Freude an Nasenarbeit haben. Hunde, die zur Hatz eingesetzt werden, können mit einer Reizangel ihrem Trieb nachgehen und Retriever sind nicht etwa als Familienhunde sondern zum Herbeibringen geschossenen Flugwildes gezüchtet worden und werden aller Wahrscheinlichkeit nach Spaß an Apportierspielen (besonders im Wasser!) haben. Solltest du einen Mischling haben, dann probiere aus, was ihm gefällt. Viele Ideen für ein gemeinsames Hobby mit Hund findest du weiter unten.

Teste, was deinem Hund gefällt

Oft bieten Hundeschulen Schnupperkurse für verschiedene Hundesportarten an oder geben kompakte Einführungsseminare. Wenn du etwas Passendes für deinen Vierbeiner gefunden hast, höre erst in dich hinein, ob auch du Freude an diesem gemeinsamen Hobby finden könntest. Wenn du lustlos mit deinem Hund zusammenarbeitest, wird sich dies immer auch auf das Tier übertragen und die Beschäftigung mit Hund wird für beide Seiten zäh und langweilig. Gehst du allerdings selbst mit Begeisterung an eine Sache, wirst du deinen Hund aller Wahrscheinlichkeit nach zu fast jeder Hundesportart motivieren können, egal mit welcher Rasse man es zu tun hat.

Aber Vorsicht:

Auch wenn ein Hund begeistert eine Sportart betreibt, heißt dies noch lange nicht, dass es die richtige Beschäftigung für ihn ist. Zum einen setzen bestimmte Rassemerkmale Grenzen bei der Auswahl: Schwere, große Hunde haben schon allein aufgrund ihres Körperbaus Schwierigkeiten, einen regulären Agility Parcours zu bewältigen und ein Mops ist wegen seiner verkürzten Nase für die Fährtenarbeit eher ungeeignet. Zum anderen solltest du immer im Auge behalten, wieviel Sport noch gut für deinen Hund ist. Sicherlich hast du auch schon einmal einen Hund beobachtet, der extrem auf einen Ball oder bestimmte andere Spielzeuge fixiert ist. Solche Hunde würden eher mit einem Kreislaufkollaps zusammenbrechen, als ein Ballspiel bei Erschöpfung von sich aus zu beenden. Solche Fälle gibt es bei allen erdenklichen Beschäftigungsformen. Hier musst du derjenige sein, der ein Spiel rechtzeitig beendet.

Grenzen erkennen

Ein Hund kann sowohl körperlich wie auch geistig überfordert werden

Versuche ein Gefühl dafür zu bekommen, wann dein Hund an seine Grenzen stößt. Bedenke auch, dass eine Sportart, die deinem Hund gefällt und theoretisch auch für seine Rasse geeignet wäre, ihm im Einzelfall nicht guttun kann. Zum Beispiel ist es manchmal fraglich, ob ein an sich schon übersteigert aktiver Hütehund noch jeden Tag mehrere Stunden auf dem Agility-Platz „aufdrehen“ sollte. Das Verlangen nach Aktivität kann auch beim Hund zur Sucht werden und ist nicht selten antrainiert. Wie bei allen Dingen ist das richtige Maß entscheidend. Probiere auch einmal, einen Gegenpol zum Verhalten deines Hundes zu finden: Ein sehr aktiver Hund profitiert vielleicht mehr von Obedience als von Agility und einen lethargischen Hund solltest du aktiv versuchen zu beschäftigen.

Hunde benötigen körperliche und geistige Auslastung

Die meisten Hunde benötigen mehr Auslastung als die tägliche Gassi-Runde. Gerade bei Rassen, die gezüchtet wurden, um dem Menschen bei unterschiedlichen Aufgaben wie der Jagd, dem Hüten von Schafen oder dem Ziehen von Schlitten zur Seite zu stehen, ist das der Fall. Die Motivation, Leistung zu bringen, ist diesen Hunden angeboren und muss bei artgerechter Haltung entsprechend befriedigt werden. Nicht wenige Verhaltensauffälligkeiten liegen in mangelnder körperlicher oder geistiger Auslastung begründet und lassen sich durch das Einführen von Beschäftigungseinheiten beseitigen.

Beschäftigung für Hunde

Im Folgenden wollen wir dir eine Vielzahl von Beschäftigungsformen für deinen Hund vorstellen. Sie sind je nach Anforderung bzw. Interesse aufgeteilt in verschiedene Kategorien, wobei die Übergänge fließend sind. So ist Agility beispielsweise körperlich anstrengend für den Hund und gehört somit in die Kategorie „Sportliche Aktivitäten“. Gleichzeitig könnte es aber auch genauso gut dem Punkt „Bindungsarbeit“ zugeordnet werden, da der Hund lernt, auf seinen Menschen zu achten und seine Signale zu befolgen.

Nasenarbeit mit Hund

Nicht nur etwas für Jagdhunde: Die Nasenarbeit. Viele Hunde werden Freude daran finden, versteckte Objekte zu suchen oder einer Fährte zu folgen. Es liegt in ihrer Natur, eine Beute aufzustöbern. Nur wenige Beschäftigungsformen lasten einen Hund so sehr aus wie das konzentrierte Suchen eines Gegenstandes oder Lebewesens.

Mantrailing

Eine inzwischen weit verbreitete und sehr beliebte Hundesportart ist das Mantrailing. Dabei verfolgt der Hund die Spur eines Menschen anhand eines getragenen Kleidungsstücks oder eines von der Zielperson berührten Gegenstandes. Der Hund nimmt geringste Spuren von Schweiß und Hautpartikeln wahr und kann, nach einer intensiven Ausbildung, sogar Laufrichtung und frische der Spur bewerten. Die Grundlagen begreifen Hunde in aller Regel sehr schnell und kurze Suchstrecken können bereits nach wenigen Trainingseinheiten erfolgreich absolviert werden. Bis ein Hund-Mensch-Team professionell bei der Suche nach vermissten Personen eingesetzt werden kann, bedarf es allerdings monate- bis jahrelanger Übung.

> Praxis-Tipp:

Wenn dein Hund schon Erfahrung im Suchen hat, probiere doch einfach einmal aus, ob er ein Naturtalent im Mantrailing ist! Du benötigst nur eine zweite Person zum Suchen und zwei Kleidungsstücke, die diese eng am Körper getragen hat. Behalte eines der Kleidungsstücke in einem Beutel bei dir, das andere nimmt die Zielperson mit und schüttelt es im Gehen, um eine Spur von Hautschüppchen auf dem Weg zu hinterlassen. Wenn die Zielperson eine kurze Strecke zurückgelegt und sich versteckt hat, halte deinem Hund das Kleidungsstück unter die Nase und schicke ihn auf die Suche. Viele Hunde verstehen sofort, was von ihnen verlangt wird. Sei aber nicht enttäuscht, wenn es nicht direkt klappt. Dann kannst du unter Anleitung in einem „Schnupperkurs“ erste Erfahrungen sammeln.

Fährtensuche

Während es beim Mantrailing darauf ankommt, dass der Hund sich am (oft auch vom Wind verwehten) Individualgeruch einer Person orientiert, folgt er bei der Fährtensuche der exakten Spur, die vom Fährtenleger hinterlassen wurde. Die Fährte besteht aus dem Geruch von "beschädigtem" Untergrund und zertretenen Pflanzen. Beim Ablaufen der Spur muss der Hund dort platzierte Gegenstände anzeigen oder aufnehmen. Im Gegensatz zum Mantrailing ist eine reine Fährtensuche im Ernstfall nicht für das Auffinden einer Person geeignet, da Fährten nicht so lange haltbar sind wie eine Spur aus dem Individualgeruch eines Menschen. Eine auslastende Hundesportart ist die Fährtensuche aber durchaus.

Zielobjektsuche

Die Zielobjektsuche (ZOS) ist eine von Thomas Baumann entwickelte Beschäftigungsform. Der Hund wird auf den Geruch eines kleinen Gegenstandes (Feuerzeug, Münze etc.) konditioniert und soll diesen passiv anzeigen. Der Gegenstand wird in einem definierten Bereich versteckt: Das kann ein Trümmerfeld, aber auch das eigene Wohnzimmer sein. Der Schwierigkeitsgrad kann über die Gestaltung des Suchfeldes, aber auch über Größe und Eigengeruch des Gegenstandes reguliert werden. So ist ein Feuerzeug natürlich geruchsintensiver als eine Münze. Die Sucharbeit fördert die Kooperationsbereitschaft des Hundes und führt zu einem positiven Erschöpfungszustand. Eine detaillierte Beschreibung der Methode und des Trainingsaufbaus findet sich im Buch von Thomas Baumann: „Ich lauf‘ schon mal vor…“.

Bindungsarbeit mit Hund

Bindungsfördernde Maßnahmen stärken das Vertrauen und das gegenseitige Verständnis. Mensch und Hund lernen, die Körpersprache des jeweils anderen zu deuten und sich danach zu richten.

Longieren

Das Longieren ist eine spezielle Form des Distanztrainings. Auf einer großen freien Fläche wird ein Kreis abgesteckt (z.B. mit Flatterband), den nur der Mensch betreten darf. Betritt der Hund die Kreisinnenfläche, wird er dieser verwiesen. Der Hund wird nun an der Begrenzungslinie entlang geführt und körpersprachlich gelenkt. Bestätigt wird immer der direkte Blickkontakt bei gleichzeitiger Einhaltung der gegebenen Kommandos (Richtungswechsel, Gangart, Anhalten). Auf diese Weise lernt der Hund, auch außerhalb der Trainingssituation auf seinen Menschen zu achten und sich nach ihm zu richten.

Slowgility

Das Gegenstück zu Aglility ist Slowgility. Dabei absolvieren Mensch und Hund einen Parcours möglichst langsam. Denkbare Übungen sind das Balancieren über schmale Balken, das Überschreiten von niedrigen Hürden oder ein Slalom durch Verkehrshütchen. Hunde mit übersteigerter Aktivität lernen so, über Ruhe an ihr Ziel zu kommen und ängstliche Hunde werden selbstsicherer und entwickeln ein tiefes Vertrauen in ihren Menschen.

Treibball

Bei dieser von Jan Nijboer entwickelten Sportart treibt der Hund große Gymnastikbälle vor sich her. In der klassischen Variante liegen acht z.T. verschieden große Bälle in einem Dreieck und müssen vom Hund in ein großes Tor bugsiert werden. Der Mensch dirigiert seinen Hund dabei aus der Distanz. Da der Ablauf dem Hüten von Schafen gleicht, ist das Treibball-Spiel vor allen Dingen bei Hütehunden sehr beliebt, grundsätzlich aber auch für so gut wie alle anderen Rassen geeignet.

Gehorsamkeitstraining mit Hund

Guter Gehorsam bedeutet für den Hund maximale Freiheit. Denn wenn er aus jeder Situation abgerufen werden kann oder sonstige Kommandos sicher ausführt, ist auch mehr Freilauf an unterschiedlichen Orten möglich. Bei diesen Übungen geht es aber nicht nur um das strikte Ausführen von Befehlen, sondern auch um das gemeinsame Lernen und eine sinnvolle Beschäftigung mit Hund.

Obedience

Bei dieser Sportart stehen das zeitnahe und exakte Befolgen von Kommandos sowie die Harmonie des Hund-Mensch-Teams im Mittelpunkt. Es werden verschiedene Übungen wie Bei-Fuß-Gehen, Apportieren, Geruchsunterscheidungen, Distanzübungen oder das Vorausschicken in eine Box abgefragt.

Reizangeltraining

Das Reizangeltraining kann zur körperlichen Auslastung eines Hundes eingesetzt werden, eignet sich aber auch hervorragend zur Übung der Reizkontrolle. Ein Spielzeug wird an eine Angel oder einen Stock geknotet und damit für den Hund die Flucht einer Beute imitiert. Je mehr Richtungs- und Tempowechsel eingebaut werden, desto interessanter wird es für den Vierbeiner. Eine sichere Reizkontrolle kann über eine Bleib-Übung oder ein Abbruchsignal, während sich die Beute bewegt, trainiert werden. Mit Hilfe einer zweiten Person, die das Führen der Angel übernimmt, kann auch eine sichere Abrufbarkeit bei starker Ablenkung geübt werden.

> Praxis Tipp:

Wenn du das Reizangeltraining ausprobieren möchtest, achte darauf, dass die Schnur, an der du die Beute befestigst, nicht zu dünn ist (also niemals klassische Angelschnur nehmen!). Wenn der Hund die Beute verfehlt und in die Schnur beißt, kann diese einschneiden und den Hund gefährlich verletzen.

Apportiertraining

Nicht nur Retriever werden an Apportierübungen ihre Freude haben. Das klassische Training wird mit so genannten Dummys durchgeführt. Diese sind entweder ausgestopft oder können mit Futter befüllt werden. Hat der Hund das Apportieren einmal erlernt, können verschiedene Gehorsamsübungen in das Training eingebaut werden. So darf der Hund dem schon fliegenden Beutel nicht hinterherlaufen, bis der Mensch ihn freigibt. Oder er muss aus vollem Lauf abrufbar sein. Den Möglichkeiten des Futterbeuteltrainings sind keine Grenzen gesetzt und der Hund wird körperlich und geistig ausgelastet.

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