Warum fressen Hunde Gras?
Wenn ein Hund Gras frisst, vermuten viele einen Nährstoffmangel. Doch die Wissenschaft ist sich uneinig und nennt eine Vielzahl möglicher Gründe. Glücklicherweise sind fast alle harmlos.
Handelt es sich um ein Erbe der Wölfe?
Der Hund stammt vom Wolf ab. Daher macht es Sinn, sich dessen Fressgewohnheiten anzusehen. Der Hauptbestandteil ihrer Nahrung besteht aus Fleisch. Daneben verschmähen sie aber auch Innereien nicht. Eine davon ist der Magen, der bei ihren Beutetieren üblicherweise mit Gräsern und Samen gefüllt ist. Indirekt nehmen Wölfe also auch pflanzliche Nahrung auf. Darüber hinaus konnte bei freilebenden Tieren beobachtet werden, dass sie gelegentlich Gräser fressen. Vielleicht zeigen Hunden dieses Verhalten einfach unbewusst, weil es in ihren Genen liegt. Bei Verwendung einer hochwertigen Hundenahrung ist es bezüglich ihrer Nährstoffversorgung sicherlich nicht notwendig, ihren Speisezettel damit zu füllen.
Könnte ein Nährstoffmangel der Grund sein?
Es wird vermutet, dass zirka 90 Prozent aller Hunde regelmäßig an Grashalmen knabbern. Dem gegenüber steht, dass nur ein kleiner Prozentsatz unserer Hunde einen Nährstoffmangel aufweist. Zumeist kommt dies bei unsachgemäßem Barfen oder minderwertigem Hundefutter vor. Da die meisten Hunde sehr gesund ernährt werden, sind für sie die im Gras vorhandenen Ballaststoffe nicht notwendig. Und selbst wenn dem so wäre, dann bräuchte es deutlich größere Mengen an Gras, um einen konkreten Nährstoffmangel zu beseitigen. Täglich zwei, drei Grashalme sind dazu nicht in der Lage. Die Vermutung, Hunde würden durch Grasfressen einen Mangel ausgleichen wollen, ist daher relativ unwahrscheinlich.
Machen Hunde es den Katzen nach?
Bei Katzen ist das Fressen von Gras deutlich ausgeprägter als bei Hunden. Hierfür gibt es einen Grund: Katzen verschlucken beim Putzen größere Mengen an Haaren. Diese sind unverdaulich und werden nicht immer wieder vollständig ausgeschieden. Sie sammeln sich im Magen-Darm-Trakt und verbinden sich zu Haarballen. Diese müssen von der Katze gelegentlich hervorgewürgt werden. Dabei können die Bitterstoffe in Gräsern helfen, weshalb Katzen auch häufig Katzengras zur Verfügung gestellt bekommen. Hunde verschlucken allerdings viel weniger Haare und es kann auch deutlich seltener beobachtet werden, dass sie sich übergeben.
Laut einer Studie von S. J. Bjone der Universität Neu England in Australien konnten bei insgesamt 1399 geprüften Gras-Fressaktionen lediglich sechs sich übergebende Hunde verzeichnet werden. Dies belegen auch zahlreiche weitere Studien, in denen sich Forscher und Tierärzte diesem Thema gewidmet haben. Erwünschter Brechreiz scheint daher nicht sehr wahrscheinlich. Vielleicht hat Gras aber eine positive Wirkung auf die Verdauung.
Könnte Langeweile oder eine Übersprungshandlung dahinterstecken?
Viele Hunde fressen gelegentlich Gras, obwohl sie perfekt ernährt sind und keinerlei Verdauungsprobleme aufweisen. Wer seinen Hund bei diesem eigenwilligen Verhalten beobachtet, kann möglicherweise feststellen, dass dies völlig aus heiterem Himmel passiert und gerne auch, wenn der Hund gerade Spaß hat oder auf etwas wartet. Möglicherweise ist er in freudiger Erregung und es handelt sich beim Grasfressen um eine Übersprungshandlung. Vielleicht ist ihm aber auch langweilig und er knabbert deswegen an Gras. Oder aber, er ist gestresst und dies beruhigt ihn, ebenso wie es beim Kauen eines Knochens der Fall ist.
Die Vermutung liegt nahe, dass es nicht „einen“ Grund dafür gibt, warum Hunde häufig Gras fressen. Wahrscheinlich gibt es zahlreiche verschiedene.
Ist es gefährlich, wenn Hunde Gras fressen?
Grundsätzlich muss man sich keine Sorgen machen, wenn ein Hund gelegentlich Gras frisst. Es sollte sich dabei aber nicht um einen Grasstreifen am Rande einer verkehrsreichen Straße handeln, da dieser mit Abgasen und Reifenabrieb verunreinigt sein dürfte. Auch bei Gräsern rund um landwirtschaftlich genutzte Flächen ist Vorsicht geboten, da diese mit Dünge- und Pflanzenschutzmittel behandelt sein könnten. Zudem gibt es Gräser, die sehr scharfkantig sind. Nicht nur beim Abbeißen kann es zu kleinen Verletzungen kommen, sondern auch beim Ausscheiden. Hundehalter sollten vorsichtig sein, falls dies dem Hund nicht einwandfrei gelingt und sie diese herausziehen wollen.
Frisst der Hund gerne vegetarisch, ist außerdem Vorsicht bei giftigen Pflanzen wie Efeu, Tomatenranken, Rhabarber, Zwiebeln, Buchsbaum, Jasmin, Glyzinie, Goldregen, Klematis, Oleander und Osterglocken geboten.
In den meisten Fällen lassen sich keinerlei problematischen Rückschlüsse ziehen, wenn Hunde Gras fressen. Sollte dies jedoch extrem häufig vorkommen, der Hund gelegentlich erbrechen, Verdauungsprobleme oder Blut im Kot haben, dann solltest du deinen Tierarzt hinzuziehen. Er kann dir bei der Problemlösung sicherlich helfen.