Pro & Contra Kastration Hund

Neben der Zeugungsfähigkeit und weniger Stress im Alltag bringt eine Kastration weitere Vorteile mit sich. Dennoch solltest du mit deinem Tierarzt auch alle Nachteile besprechen und die Entscheidung sorgfältig abwägen.

Wann wird ein Hund geschlechtsreif?

Die Entwicklung unserer Hunde unterliegt starken Schwankungen: Kleine Hunde können bereits im Alter von sieben Monaten in die Pubertät kommen, während es bei großen Hunderassen 12 bis 14 Monate dauern kann. Der Beginn der Geschlechtsreife ist recht gut erkennbar: Männchen heben von diesem Zeitpunkt an das Bein und markieren alles, was sie für wichtig auf ihrem Weg halten. Bei Weibchen zeigt sich die Pubertät mit dem Auftreten der Läufigkeit und der damit verbundenen Blutung.  

Bei beiden Geschlechtern kommt es zu extremen hormonellen Schwankungen, wie sie zum Leidwesen aller Eltern auch bei Jugendlichen auftreten. Jetzt heißt es, möglichst verständnisvoll und gelassen zu bleiben. Eins ist zumindest sicher: Früher oder später endet diese Phase. In der Zwischenzeit stellen sich aber viele die Frage: Soll ich meinen Hund kastrieren lassen? Bei der Entscheidung heißt es, sämtliche Vorteile und Nachteile gegeneinander aufzuwägen.

Was ist der Unterschied zwischen Kastration und Sterilisation?

Weibchen werden sterilisiert, Männchen kastriert. Noch immer hört man diese Aussage bei Gesprächen zwischen Hundehaltern. Doch so ist es nicht. Es handelt sich hierbei um zwei unterschiedliche Eingriffe, die nichts mit dem Geschlecht eines Hundes zu tun haben. Bei einer Kastration werden die Eierstöcke bzw. Hoden entfernt. Bei einer Sterilisation kommt es dagegen lediglich zu einer Durchtrennung der Eileiter bzw. Samenleiter. Zwar ist die Folge davon in beiden Fällen, dass es zu keiner Fortpflanzung mehr kommen kann, allerdings bleiben bei einer Sterilisation der Hormonhaushalt und das grundsätzliche Verhalten unverändert. Die Hündin wird also weiterhin läufig und das Interesse eines Rüden an Weibchen bleibt unverändert. Auch weitere Vorteile, die mit einer Kastration einhergehen, kommen nicht zum Tragen. Deshalb wird in Deutschland nur sehr selten eine Sterilisation, sondern fast immer eine Kastration durchgeführt.

Vorteile einer Kastration

  • Nachwuchs ist ausgeschlossen
    Es ist gewährleistet, dass weder Männchen noch Weibchen in der Lage sind, sich zukünftig fortzupflanzen. Da der Eingriff nicht rückgängig gemacht werden kann, gilt dies für das gesamte Leben.
     
  • Weniger Stress bei Rüden
    Es sollte einem bewusst sein, dass eine Kastration keinen Einfluss hat auf Erziehungsprobleme beim Hund. Der Alltag verläuft aber bezüglich des Verhaltens, welches mit dem Sexualtrieb zusammenhängt, deutlich entspannter. Dies betrifft sowohl das Aufeinandertreffen mit anderen Männchen wie auch läufigen Hündinnen.
     
  • Keine Läufigkeit mehr bei Hündinnen
    Für Halter läufiger Hündinnen ist es beim Hundespaziergang oft ein Spießrutenlauf. Nach einer Kastration gehört dies der Vergangenheit an, denn Weibchen werden dann nicht mehr läufig und auch nicht scheinträchtig.
     
  • Keine Blutung bzw. Ausfluss
    Nach einer Kastration kommt es bei der Hündin nicht mehr zu Blutungen und bei Rüden nicht mehr zu einem milchig-gelblichen Ausfluss. 
     
  • Schutz vor Krankheiten
    Bei Rüden können durch eine Kastration Hodenkrebs, bei Hündinnen Eierstocktumore und Gebärmuttervereiterungen verhindert werden. Bei einem frühzeitigen Eingriff sinkt zudem das Brustkrebsrisiko bei Weibchen.

Nachteile einer Kastration

  • Operationsrisiko
    Eine Kastration ist ein Routineeingriff, dennoch besteht bei jeder Operation, zum Beispiel in Zusammenhang mit der Narkose, ein kleines Risiko.
     
  • Veränderungen des Fells
    Gelegentlich kommt es nach einer Kastration zu einer Fellveränderung. Dies trifft vermehrt langhaarige Hunderassen.
     
  • Drohendes Übergewicht
    Kastrierte Hunde weisen eine leicht verminderte Aktivität auf. Kommt hierzu ein leicht gesteigerter Appetit, besteht die Gefahr von Übergewicht beim Hund. Sollte dir dies auffallen, sprich mit deinem Tierarzt, ob er dir zu einem Diätfutter rät.
     
  • Erhöhtes Krankheitsrisiko
    Aufgrund einer Kastration besteht ein leicht erhöhtes Risiko für das Auftreten von Herz-, Milz- und Knochentumoren, sowie einer Schilddrüsen-Unterfunktion.
     
  • Wesensveränderungen
    Vor allem bei Rüden wird eine Kastration oft mit dem Wunsch einer Wesensveränderung vorgenommen. Zum einen trifft dies fast ausschließlich auf sexuell ausgerichtetes Verhalten zu, zum anderen könnte ein bisher durchschnittlich agierender Hund unter Umständen zukünftig unerwünscht zurückhaltend sein.

Möglichkeiten eines Hormonchips

Bei Hündinnen werden Kastrationen zumeist durchgeführt, um Belästigungen von Rüden zu vermeiden und keine Umstände mehr mit Blutungen oder Scheinträchtigkeiten zu haben. Bei Rüden dagegen ist oft der Grund, dass man sich im Alltag gewisse Verhaltensänderungen wünscht. Ob diese eintreten würden, lässt sich bei ihnen mit Hilfe eines Hormonchips testen. Diese chemische Kastration hält zwischen sechs und zwölf Monate an. Anschließend kann man sich entscheiden, ob sie den gewünschten Effekt hatte und eine „normale“ Kastration sinnvoll ist.

Ablauf einer Kastration

Eine Kastration kann man nicht einfach beauftragen, sondern es bedarf eines Gesprächs mit dem Tierarzt und seinem Einverständnis. Er wird mit dir über deine Beweggründe sprechen und dich über die Vor- und Nachteile aufklären.

Ist die Entscheidung für eine Kastration gefallen, wird ein OP-Termin vereinbart. Zu diesem muss der Hund nüchtern erscheinen. Dies bedeutet, er sollte ca. 12 Stunden nichts mehr gefressen und ein paar Stunden nichts mehr getrunken haben.  

Nach einem kurzen Check legt der Tierarzt einen Venenzugang und versetzt den Hund in Narkose. Die Operationsstelle wird enthaart und desinfiziert. Anschließend öffnet der Tierarzt durch einen Schnitt den Hodensack bzw. die Bauchwand, woraufhin beim Rüden die Hoden und bei der Hündin die Eierstöcke entnommen werden. Die Prozedur dauert zirka eine Stunde, dann ist der Hund wieder vernäht und die Narkose wird beendet. Er erhält Schmerzmittel und verweilt noch einen gewissen Zeitraum in der Praxis, bevor der Tierhalter ihn wieder mitnehmen darf.  

Um die Wundheilung nicht zu gefährden, sollte mit dem Hund in den nächsten Tagen nicht herumgetobt werden. Sinnvoll ist auch, ihn an der Leine auszuführen, um ihn vom Rennen abzuhalten. Zudem ist eine Halskrause und/oder ein Bauchverband sinnvoll, um die Hunde vom Belecken der Wunde abzuhalten.

Ungefähr zehn Tage nach dem Eingriff erfolgt eine Nachuntersuchung, in der üblicherweise die Fäden gezogen werden. Anschließend können Hund und Halter wieder bedenkenlos gemeinsame Touren planen.

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